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SPH: „Bitte lach meinen Penis aus!“

„Small Penis Humiliation“ (auch SPH) bedeutet übersetzt soviel wie „Demütigung des kleinen Penis“. Es bezeichnet eine sexuelle Vorliebe und (in dieser Abkürzung) eine Spielart im BDSM, bei der ein Mann aufgrund seines kleines Penis gedemütigt werden will, weil es ihn sexuell erregt.

Wie verbreitet ist diese Neigung?

Der Hang zu SPH ist nicht selten. Er kommt überwiegend bei Männern vor, die tatsächlich einen in subjektivem Empfinden „kleinen“ Penis haben. Entgegen der Erwartung handelt es sich dabei in der Realität nicht selten um einen durchschnittlichen oder nur geringfügig unter dem Durchschnitt liegenden Schaft. Hin und wieder liegt diese Neigung auch bei Männern vor, die (statistisch) einen sogenannten „Mikropenis“ haben. Häufig geht diese Vorliebe mit dem allgemeinen Hang zur sexuellen Unterwerfung bzw. zur erotischen Demütigung einher.

Wie wird sie ausgelebt?

Wenn diese Neigung aktiv und real ausgelebt wird, dann meist innerhalb einer Femdom-Session. Die Erregung findet beispielsweise statt durch verbale Demütigung mit dem Inhalt des „lächerlichen Penis“, oft gepaart mit dem Wunsch, ausgelacht zu werden. Es kann in Kombination auftreten mit dem Wunsch nach einer u.a. physisch schmerzhaften Behandlung des Penis. Auch das Vorgeführtwerden und das öffentliche Auslachen sind hier sehr beliebt, genauso wie die Kombination mit Keuschhaltung – um nur einige Beispiele zu nennen.

Was steckt hinter dieser Neigung?

Pauschal ist diese Frage nie zu beantworten, aber es gibt Erklärungsansätze. Für viele Männer, die ihren Penis subjektiv als (zu) klein empfinden, ist Sexualität (oft über Jahre hinweg) eine von Scham und Unlust geprägte Angelegenheit. Viele meiden sie irgendwann ganz oder fokussieren sich auf die Lust des Gegenübers. Diese Männer haben oft nicht nur das Gefühl, der Penis selbst ist zu klein, sondern in der Folge dessen das Bild von sich selbst als einem Mann, der nicht in der Lage ist, Frauen zu befriedigen. Es geht also nicht selten einher mit dem Bild des Mannes, der nur dann „ein richtiger Mann“ ist, wenn er Frauen befriedigt – und das im Idealfall mit Hilfe seines Penis bzw. über die Penetration. Diese Idee der „für den Orgasmus der Frau essentiellen Fähigkeit, mit einem möglichst großen Penis penetrieren zu können“, führt dann zu der Annahme, dass er selbst (durch den vermeintlich) kleinen Penis eben dazu nicht in der Lage ist. Er sieht sich also häufig (mehr oder weniger bewusst) als einen Mann, der Frauen sexuell nichts zu bieten hat.

Manche Männer machen dann (häufig eher unbewusst) ihr Problem zum Kink und binden auf diese Art den vermeintlichen Makel in die eigene erotische Logik mit ein. Im Vordergrund steht die Demütigung, das Gefühl, lächerlich gemacht zu werden. Im Hintergrund allerdings geht es um mehr:

Gerade für submissive Männer ist SPH oft dann eine positive Erfahrung, wenn die Frau dabei authentisch ist. Wenn sie nämlich das Gefühl haben, die Frau zieht eine ehrliche, sadistische Lust aus der Demütigung, dann spiegelt das beim Mann das Gefühl, sein Penis ist eben „doch für etwas/ ihre Lust / ihre Befriedigung gut“. Dieses Gefühl entlastet von dem Druck, als Mann „performen“ zu müssen im Sinne der klassischen Penetration. Die Frau erfährt Lust, sadistische Erregung, Spaß, Unterhaltung, usw. – der (für die Penetration zu kleine) Penis dient der weiblichen Lust somit auf andere Art. Die erotische Logik dahinter ist im Grunde unbestechlich, die Neigung im Kern erotisch hochintelligent. Hier wird der Mangel erotisiert, die Erregung aus der Schwäche gezogen. Im Idealfall zur Lust aller Beteiligten.

Wo liegen Schwierigkeiten und wo das Potential?

Die Schwierigkeit liegt hier ähnlich wie bei vielen sexuellen Vorlieben im Maß: Wer ausschließlich durch Demütigung des eigenen Geschlechts Erregung und Lust empfindet, dürfte vielleicht zumindest nach zusätzlichen Alternativen suchen, weil sonst das Verhältnis zum eigenen Penis (im Zweifel zum gesamten Körper) leiden kann. Wenn die Demütigung ZU authentisch ist und keine ausgleichende positive, wertschätzende Erfahrung gemacht wird, könnte sich das negativ auf das gesamte Selbstbild, den Selbstwert als Mann, vielleicht auch als Mensch auswirken. Gerade bei Demütigungen, die die Realität betreffen, ist es wichtig, gesunden Abstand zu entwickeln und außerhalb der Session wertschätzend mit sich umzugehen. Wichtig wäre hier zum Beispiel beim reinen Ausleben im Studio, also im Dienstleistungsbereich, darauf zu achten, dass auch nach der Session noch auf Augenhöhe wertschätzend gesprochen wird und nicht „nur“ für die Demütigung bezahlt wird. Anderenfalls bleibt die Demütigung alles, was schließlich mit Erotik und Erregung verknüpft wird.

Wer SPH allerdings als einen von vielen Teilen seines erotischen Repertoires behandelt und in der konkreten Umsetzung auch ausgleichende, wertschätzende Erfahrungen macht, der kann am Ende eigentlich nur gewinnen.

Eine weitere Schwierigkeit liegt übrigens im Umgang der Gesellschaft mit dem Thema. Solange wir weiterhin Redewendungen wie „der hat vermutlich einfach einen kleinen Penis“ verwenden, um jemanden abzuwerten, wird das Verhältnis von Männern zu ihrem Penis immer in gewisser Weise gestört sein – ähnlich wie das von Frauen zu ihrem Gewicht, weil wir ihnen unrealistische Ideale präsentieren.


Wenn Sie mehr über das Thema erfahren möchten, selbst einen Hang dazu spüren und Hilfe dabei benötigen, eine andere Haltung zu dieser Neigung zu entwickeln oder sie anders auszuleben, dann kontaktieren Sie mich gern.


Hinweis: Die Erzählungen und Geschichten im Blog beziehen sich nicht auf aktuelle Klienten. Die Inhalte sind anonymisiert, in den Details verändert und oftmals kombiniert bzw. konstruiert aus Therapieverläufen unterschiedlicher Klienten. Somit sind Rückschlüsse auf konkrete Personen nicht möglich.


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